Wenn es um das Thema Auswandern geht, gibt es unzählige Ratgeber, Erfahrungsberichte und Forenbeiträge. Doch nur wenige Menschen dokumentieren ihren Schritt so ehrlich, ausführlich und über Jahre hinweg wie Ben und Lena Jungmit ihrem Projekt undweg2016.com.
Seit 2016 erzählen sie dort ihre Geschichte – vom ersten Entschluss, Deutschland zu verlassen, über die Herausforderungen des bulgarischen Alltags bis hin zu ihren Erfolgen als integrierte Dorfbewohner in Brăknitsa. Ihr Weg zeigt exemplarisch, wie aus einer Idee ein komplett neues Leben entstehen kann.
Der Aufbruch 2016
Im Herbst 2016 entschieden Ben und Lena, dass ihr Leben in Deutschland nicht mehr zu ihren Vorstellungen passte. Bürokratie, steigende Kosten und das Gefühl, im Alltag festzustecken, hatten die Sehnsucht nach Veränderung verstärkt. Mit ihrem Sohn im Gepäck machten sie sich auf den Weg nach Bulgarien – in ein Land, das sie bis dahin nur aus Reisen kannten.
Wichtig: Es war keine Kurzschlussreaktion. Die beiden hatten ihre Auswanderung lange vorbereitet, informiert und geplant. Sie wollten nicht „einfach weg“, sondern einen echten Neuanfang starten – mit realistischen Erwartungen.
Ankommen in Brăknitsa
Ihre Wahl fiel auf ein kleines Dorf in Nordbulgarien: Brăknitsa. Dort wollten sie zunächst zur Probe leben und herausfinden, ob das Umfeld zu ihnen passt. Schon wenige Wochen nach der Ankunft begannen sie, nach einem eigenen Haus zu suchen.
Der Weg dorthin war steinig: Verträge platzten, Besichtigungen endeten enttäuschend, und nicht jeder Tipp von Maklern erwies sich als hilfreich. Doch die Mühe zahlte sich aus. Im Frühjahr 2017 zogen Ben und Lena mit ihrem Sohn in ihr eigenes Haus – und damit in ein neues Kapitel ihres Lebens.
Alltag zwischen Stromausfall und Selbstversorgung
Auf undweg2016.com schreiben Ben und Lena offen darüber, wie sich der Alltag anfühlt: mal idyllisch, mal herausfordernd. Stromausfälle, ungewohnte Bürokratie oder Nachbarn, die anders ticken als man es aus Deutschland kennt – all das gehört dazu.
Gleichzeitig entdeckten sie die Vorteile des Landlebens: Platz, Natur, Selbstbestimmung. Schon bald hielten sie Ziegen, Hühner und Katzen, bauten einen Garten an und reparierten Stück für Stück ihr Haus. Ihr Blog zeigt, wie sehr solche Tätigkeiten das Leben entschleunigen, aber auch körperlich fordern.
Tiere als Mittelpunkt
Ein wichtiges Element in ihrem Leben ist die Arbeit mit Tieren. Bereits mit zwei Hunden nach Bulgarien gekommen, wuchs die Zahl der tierischen Mitbewohner schnell. Ziegen Betty und Luzie, Katzen wie Frodo oder Rosi und immer wieder gerettete Straßenhunde prägten den Alltag.
Besonders eindrucksvoll sind ihre Berichte über den lokalen Tierschutz. Anstatt nur zuzuschauen, organisierten Ben und Lena Kastrationsaktionen, um das Leid von Straßenhunden und -katzen zu verringern. Auf ihrer Website dokumentieren sie jede Maßnahme transparent – vom Tiernamen bis zu den Kosten. Damit zeigen sie, wie Engagement im Kleinen große Wirkung entfalten kann.
Sprachbarrieren und Integration
Eine der größten Hürden war die Sprache. Kyrillisch und bulgarische Grammatik waren anfangs Neuland. Doch statt aufzugeben, machten sie das Lernen zu einem festen Bestandteil ihres Alltags. Schritt für Schritt gelang es ihnen, sich im Dorf zu verständigen, mit Nachbarn zu plaudern und Behördengänge eigenständig zu erledigen.
Heute geben sie ihre Erfahrungen in Büchern weiter, die anderen den Einstieg erleichtern sollen. Ihre Botschaft ist klar: Ohne Sprache bleibt man Ausländer – mit Sprache wird man Teil der Gemeinschaft.
Zu ihren Büchern gehören:
- Bulgarische Schrift!: Machch´s dir leicht. Lern kyrillisch.
- Bulgarisch lernen A1 / Hör auf zu MÄÄÄckern, lerne SprÄÄÄchen!: Alltagstauglich Bulgarisch lernen!
Ein multimediales Tagebuch
Was undweg2016.com besonders macht, ist die Vielfalt der Formate. Neben dem Blog betreiben Ben und Lena einen YouTube-Kanal mit über 130 Videos. Dort zeigen sie das Dorfleben in bewegten Bildern, berichten von Ausflügen, beantworten Fragen ihrer Zuschauer oder filmen das Melken ihrer ersten Ziege.
Auf Instagram teilen sie regelmäßig Einblicke in Hausumbauten, Landschaften oder tierische Begleiter. Ihre Facebook-Seite verbindet sie mit einer Community aus Gleichgesinnten, und gemeinsam mit einem befreundeten Auswanderer betreiben sie den Podcast „Prikaski“, in dem sie über das Dorfleben plaudern.
So ist aus einer einfachen Idee – „wir dokumentieren unser Auswandern“ – ein multimediales Tagebuch entstanden, das vielen Menschen in Deutschland und darüber hinaus als Orientierung dient.
Medienresonanz
Mit der Zeit blieb auch die Öffentlichkeit nicht unaufmerksam. Ben und Lena waren zu Gast in Radiosendungen wie Deutschlandfunk Kultur, im bulgarischen Auslandsprogramm BNR oder im Podcast „Einfach Aussteigen“. Ihre Geschichte steht stellvertretend für viele Deutsche, die Bulgarien als neue Heimat entdecken – und zeigt, dass Auswandern weder Flucht noch Luxus sein muss, sondern eine echte Alternative.
Normalität im Neuanfang
Ben und Lena sehen sich selbst nicht als „Aussteiger“, sondern als Zuwanderer, die in Bulgarien ein normales Familienleben führen wollen – nur eben unter anderen Vorzeichen. Ihr Blog undweg2016 ist kein geschöntes Hochglanzmagazin, sondern ein ehrlicher Einblick in das Leben auf dem Land: mit Höhen, Tiefen, Erfolgen und Rückschlägen.
Gerade dadurch ist ihre Geschichte so wertvoll. Sie zeigt, dass Auswandern mehr ist als ein Traum vom besseren Leben – es ist eine Mischung aus Arbeit, Mut, Anpassung und Freude am Neuen. Wer sich dafür interessiert, findet bei undweg2016.com keine schnellen Rezepte, sondern echte Erfahrungen aus erster Hand.
Die Geschichte von Ben und Lena zeigt, wie spannend und erfüllend ein neues Leben in Bulgarien sein kann – aber auch, wie viele Fragen sich auf dem Weg dorthin stellen.
Wenn du selbst über eine Auswanderung nach Bulgarien nachdenkst, findest du in unserem praktischen Ratgeber mit Kursen, Checklisten und Beratung alle wichtigen Schritte, um vorbereitet und rechtssicher durchzustarten.
Lies hier weiter: Auswandern nach Bulgarien – dein Fahrplan mit Kursen & Checklisten