Im Interview teilen Tatjana und Jérôme von auswanderung-bulgarien.de ihre wichtigsten Learnings rund um Auswanderung Bulgarien. Das ist Part 2 der Artikelreihe über die beiden Auswanderer. In unserem Interview berichten Sie von ihrem Weg, von der Entscheidung für Sofia über Bürokratie und Steuern bis hin zu Alltag, Community und konkreten Tipps für Einsteiger.


Auswandern nach Bulgarien: Von Zypern nach Sofia – die Entscheidungsreise

Der Auslöser war kein Frust über Deutschland, sondern die Lust auf Abenteuer. Nach einer ersten Station auf Zypern – mit Sonne, Meer und steuerlichen Vorteilen – merkten die beiden schnell, dass Hitze, Isolierung der Gebäude, eingeschränkte Flugverbindungen im Winter und Alltagslogistik (Elektronik, Versand, Bankkonten) auf Dauer nicht für sie passten. Eine Workation in Bulgarien änderte alles: Steuerlich attraktiv, vielfältige Natur, Großstadtvibes in Sofia und niedrigere Kosten gaben den Ausschlag. Für Tatjana zählten außerdem Malls, Drogerien und ein breites Kulturangebot – plus die Lage im Balkan mit schnellen Trips nach Griechenland oder Serbien. 

Auswandern nach Bulgarien: Erste Eindrücke & Alltag zwischen Parks, Restaurants und schneller IT

Besonders positiv fiel der offene, hilfsbereite Umgang auf – auch gegenüber Ausländer:innen. Die Lebenshaltungskosten sind spürbar niedriger, die Mischung aus Stadt und Natur überzeugt, der Sommer bietet Events ohne Ende. Herausfordernd war zunächst die Sprache: Kyrillisch Schrift und Bulgarisch allgemein sind außerhalb Sofias oft unerlässlich; mit Übersetzer:innen (oder Tatjana’s Russischkenntnissen) wird vieles leichter. Im Alltag profitieren die beiden von schnellem Internet, guten Einkaufsmöglichkeiten, viel Grün in der Stadt und unkomplizierter privater medizinischer Versorgung. Schattenseiten? Mancherorts holprige Gehwege, verbreitetes Rauchen und Sprachbarrieren abseits der Hauptstadt. 

Community & Nomad-Szene: Stammtische, Coworkings und Events

Anschluss entstand schnell über Stammtische, internationale Freundeskreise und eine rege Nomad-Szene. Highlights sind Coworking-Spaces in Sofia und der Bansko Nomad Fest – mit Networking, Pitches, Comedy- und Kinoabenden sowie Language-Exchange-Formaten quasi im Wochenrhythmus. Im Vergleich zu Zypern empfinden die beiden die Community in Bulgarien als offener und noch internationaler. 

Auswandern nach Bulgarien: Bürokratie, Steuern & Firmengründung – was wirklich hilft

Die größte Hürde am Anfang: Sprache und Formalitäten. Ihr Rezept: frühzeitig mit Anwält:innen, Steuerberater:innen und vereidigten Übersetzer:innen arbeiten. So liefen Anmeldung, Aufenthaltstitel („Lichna karta“) und Firmengründung reibungslos; ist das Set-up einmal erledigt, ist der Alltag erstaunlich unbürokratisch. Steuerlich locken 10 % Einkommens- bzw. Körperschaftsteuer und 5 % Dividendensteuer. Wichtig sind aber Substanz (kein „Briefkasten“), Wohnsitz-/Lebensmittelpunkt-Regeln, Sozialabgaben (mit niedrigen Mindestbeiträgen) und die korrekte Struktur zur Vermeidung von Doppelbesteuerung. Wer mit deutscher Kapitalgesellschaft auszieht, sollte die Wegzugsbesteuerung im Blick haben. Zielperspektive: eine langfristige Residency (5 Jahre). 

MediaForgePro OOD & Onlinekurs: Hilfe aus der Praxis für Praxis

Mit MediaForgePro OOD bieten Tatjana und Jérôme Projekt-, Marketing- und Produktmanagement an, betreuen langjährige Kund:innen ohne Mitarbeiterstamm und betreiben zusätzlich ein Airbnb im Zentrum von Sofia. Aus den eigenen Erfahrungen entstand dann noch ein Onlinekurs speziell für Unternehmer:innen, Selbstständige und Familien: in welcher Reihenfolge welche Schritte anstehen, welche Dokumente nötig sind, wie Wohnungssuche, Kontoeröffnung, Ärzte-/Schullisten (Fokus Sofia) funktionieren – plus geprüfte Kontakte (Anwält:innen, Steuerberater:innen, Übersetzer:innen, Makler:innen). So schließen sie Lücken, die frei verfügbare Infos im Netz oft lassen – eine Lücke die uns damals ebenfalls frustriert hat und den Anlass für Start in BG gegeben hat. Wir sind sehr glücklich darüber, dass diese durch Angebote wie das von Tatjana und Jerome nun langsam geschlossen wird.

Wohnen & Immobilien: Prüfen, prüfen, prüfen

Bei Miet- oder Kaufentscheidungen raten beide dringend zu Profi-Begleitung – viele Verträge sind bulgarisch/kyrillisch. Vor dem Kauf sollten Schulden/Belastungen im Registar geprüft und Lage, Infrastruktur sowie langfristiger Wiederverkaufswert realistisch bewertet werden. Faustregel: Je besser Jobs, Einkauf und Anbindung, desto stabiler der Wert. Abseits der Städte ist die Versorgung teils schwächer – ein Grund, warum die Mehrheit der Bulgar:innen städtisch lebt (>20% aller Bulgaren leben alleine in Sofia).

Kultur & Integration: Sicher, international – und ohne Auto machbar

Sofia lässt sich für Expats gut ohne Bulgarisch meistern, auch wenn auf Ämtern oder Märkten Grundkenntnisse helfen. Tatjanas Russisch erleichtert Behördengänge und den Zugang zur Sprache. Insgesamt fühlen sich beide sicher, eingebunden und genießen den urbanen Lebensstil – vom Fitnessstudio über Restaurants bis zu internationalen Freundeskreisen. 

Blick nach vorn: Bleiben, wachsen, Wissen weitergeben

Der Plan ist klar: in Sofia bleiben, das Business ausbauen, neue Immobilienprojekte anstoßen, Fernreisen integrieren – und vor allem anderen Menschen dabei helfen, ihren Traum vom „Auswanderung Bulgarien“ strukturiert und stressarm umzusetzen. 

Drei schnelle Tipps für dein Auswandern Bulgarien

  1. Alltag testen: Verbringe Zeit vor Ort – verschiedene Städte und Jahreszeiten erleben.
  2. Mit Profis arbeiten: Anwält:innen, Steuerberater:innen, Übersetzer:innen, Makler:innen früh einbinden.
  3. Finanziell planen: Rücklagen, Meilensteine und eine grobe Timeline geben Sicherheit – plus Austausch mit Auswanderern vor Ort. 

Hinweis: Dieses Interview basiert auf den Erfahrungen von Tatjana & Jérôme (auswanderung-bulgarien.de). Alle genannten Punkte spiegeln persönliche Eindrücke wider und ersetzen keine individuelle Rechts- oder Steuerberatung.


Lesen SiePart 1 von Auswanderung Bulgarien – Wer steckt hinter der Seite und Part 3 der Serie Alltag und Mikrologistik.



FAQ zu Auswandern nach Bulgarien

Was versteht man unter „Auswandern nach Bulgarien“ – und für wen lohnt es sich?

„Auswandern nach Bulgarien“ meint den dauerhaften Umzug des Lebensmittelpunktes nach Bulgarien – oft aus Gründen wie Lebensqualität, Kosten, Klima, Unternehmertum oder steuerlicher Planbarkeit. Besonders lohnend ist es für Selbstständige, Remote-Angestellte, Unternehmer:innen, digitale Nomaden und Familien, die urbane Infrastruktur (z. B. in Sofia) schätzen.

Welche Stadt ist der beste Startpunkt?

Für die meisten Einsteiger ist Sofia optimal: internationale Community, viele Jobs, Coworkings, gute Medizin, Flughafennähe und große Auswahl an Wohnungen. Küstenstädte (Varna, Burgas) punkten mit Meer & Sommerflair; Plovdiv mit Kultur; Bansko mit Nomad-Szene – im Winter aber ruhiger.

Brauche ich Bulgarisch – oder reicht Englisch?

In Sofia kommst du mit Englisch weit. Für Behörden, Verträge und ländliche Regionen sind Grundkenntnisse in Bulgarisch (Kyrillisch!) hilfreich. Tipp: vereidigte Übersetzer:innen einplanen, wichtige Dokumente zweisprachig anfertigen.

Welche ersten Schritte empfehlen sich beim Auswandern Bulgarien?

  1. 2–4 Wochen vor Ort „testen“ (Stadtteile, Alltag, Jahreszeiten).
  2. Recht & Steuern prüfen (Aufenthalt, DBA, Sozialversicherung).
  3. Wohnsitz & Bank organisieren.
  4. Falls nötig: Firma gründen, Versicherungen, Arzt- & Schuladressen sichern.

Wie funktioniert die Aufenthaltsgenehmigung/Residency?

EU-Bürger:innen melden den Aufenthalt an und beantragen eine Aufenthaltskarte (nachgewiesener Wohnsitz, ausreichende Mittel/KV). Plane Zeit für Termine, Übersetzungen und Nachweise ein. Perspektive: Langzeit-Residency nach mehreren Jahren.

Welche Unternehmensformen sind typisch?

Für Solos & kleine Teams: EOOD (Einpersonengesellschaft) oder OOD (Mehrpersonengesellschaft). Vorteile: klare Haftungsstruktur, schlanke Administration. Achte auf reale Substanz (Büro/Adresse, Geschäftstätigkeit) statt „Briefkasten“.

Wie ist die Steuerlage?

  • Bulgarien ist bekannt für 10 % Einkommens- und 10 % Körperschaftsteuer
  • Dividenden an natürliche Personen i. d. R. 5 %
  • USt/VAT: 20 % (mit Ausnahmen)

Prüfe Doppelbesteuerungsabkommen, Wegzugsbesteuerung (Deutschland) und deine Sozialversicherungspflicht. Individuelle Beratung ist zu empfehlen.

Krankenversicherung: privat oder gesetzlich?

Beides möglich. Viele Expats starten privat (schnelle Termine, englischsprachige Ärzt:innen). Prüfe Leistungsumfang, Notfälle, Schwangerschaft, Zahnersatz und internationale Abdeckung.

Wie finde ich eine Wohnung?

Online-Portale, Makler:innen, Facebook-Gruppen und das persönliches Netzwerk. Unbedingt Verträge prüfen lassen (Sprache!), Zählerstände dokumentieren und Nebenkosten (Heizung, Hausverwaltung) klären. Kaution & Provision sind üblich.

Bankkonto eröffnen – was wird benötigt?

Reisepass/Personalausweis, oft Mietvertrag/Adressnachweis, manchmal Arbeits- oder Unternehmensbezug. Einige Banken bieten englische Oberflächen und Apps; vergleiche Gebühren & Konditionen.

Was kostet das Leben in Sofia?

Generell niedriger als in deutschen Großstädten, aber stadtteilspezifisch: Miete und Schulen treiben Kosten. Essen gehen, ÖPNV, mobile Daten & Internet sind vergleichsweise günstig; Importwaren und internationale Marken teurer.

Wie ist die medizinische Versorgung?

In Sofia sehr gut: private Kliniken, kurze Wartezeiten, moderne Diagnostik. Außerhalb der Städte ist die Dichte geringer – plane Anfahrt/Termine. Notiere wichtige Nummern und nächste 24/7-Kliniken.

Schule & Kita – was müssen Familien beachten?

Internationale und private Schulen/Kitas sind vorhanden (Sofia/Varna), Wartezeiten einplanen. Erfrage Unterrichtssprache, Gebühren, Shuttle-Service und Curricula. Früh bewerben!

Auto, Führerschein & ÖPNV?

EU-Führerscheine werden akzeptiert. ÖPNV in Sofia ist gut (Metro/Bus/Tram), Car-Sharing & Taxis sind günstig. Wer Auto nutzt: Parkzonen & Winterbereifung beachten; teils holprige Gehwege/Seitenstraßen.

Internet, SIM & Remote-Work?

Sehr schnell und günstig. Prepaid-SIMs sind unkompliziert, Home-Internet via Glasfaser in vielen Vierteln. Coworkings sind verbreitet; die Szene ist aktiv (Meetups, Bansko Nomad Fest).

Immobilienkauf – worauf achten?

Immer Due Diligence: Grundbuch/Belastungen prüfen (z. B. über das Immobilienregister), Übersetzungen, Notar, technische Begutachtung, Lage & Wiederverkauf. Finanzierung & Nebenkosten (Steuern, Gebühren) realistisch kalkulieren.

Wie sicher ist Bulgarien?

In den Ballungsräumen gilt Bulgarien als relativ sicher. Übliche Großstadtregeln beachten (Taschendiebstahl, nachts Taxi-Apps). In touristischen Spitzenzeiten steigt Kleinkriminalität.

Häufige Fehler beim Auswandern Bulgarien?

Ohne Puffer starten, Sprache/Verträge unterschätzen, „Briefkasten-Setups“ und fehlende Steuer-/Sozial-Planung, nur Sommer-Eindruck einholen (Winter ist anders!), zu schnell Immobilien kaufen.

Was ist eine sinnvolle Timeline?

Realistisch: 2–3 Monate Vorbereitung (Scouting-Trip, Berater:innen, Unterlagen), 1–2 Monate Ankommen (Wohnung, Konto, Anmeldung), weitere 2–6 Monate für Feinschliff (Sprache, Netzwerk, Schulen).

Wo finde ich Community & Unterstützung?

Stammtische, internationale Facebook-Gruppen, Coworkings, Meetups und Events (Sofia/Plovdiv/Bansko). Erfahrungsberichte und strukturierte Programme/Kurse helfen, typische Stolpersteine zu vermeiden und Tatjanas und Jerome’s Onlinekurs.