Du willst ein eigenes Unternehmen gründen – vielleicht sogar in Bulgarien? Dann brauchst du als Erstes eine tragfähige Geschäftsidee. Doch was macht eine gute Idee eigentlich aus? Muss sie neu, revolutionär oder skalierter sein? In diesem Beitrag zeigen wir dir, wie du systematisch Geschäftsideen entwickeln kannst – basieren auf fundierten Theorien, praktischen Methoden und einigen konkreten Beispielen.
Dieser Artikel ist Teil unserer Serie über den Gründungsprozess. In den nächsten Beiträgen geht es u.a. um: Namensfindung, Unternehmensformen, die Bankkonto Eröffnung und wie man sich eine Firmenadresse sichert.
Warum der Ursprung deiner Geschäftsidee entscheiden ist
Viele angehende Gründer starten mit einem Geistesblitz oder einem Problem aus dem Alltag. Das kann funktionieren – doch – oft fehlt die Tiefe, die Idee später weiterzuentwickeln oder zu erklären, warum gerade du der oder die Richtige bist, sie umzusetzen.
Häufig ist es besser, strukturiert vorzugehen: Wo ist echtes Kundenbedürfnis? Was kannst du besonders gut? Wie kannst du Risiken frühzeitig testen? Dafür gibt es verschiedene Theorien, die wie dir in diesem Blogbeitrag näher bringen wollen.

Theorie-Überblick: Wie kann man Geschäftsideen entwickeln
In der Literatur gibt es eine Vielzahl an Theorien zur Entwicklung von Geschäftsideen und die Frage: Wo kommen gute Geschäftsideen eigentlich her? Wir haben hier einen Überblick über einige der gängigsten Ideen erstellt:
Theorie | Kernaussage | Nutzen für die Ideengenerierung |
---|---|---|
Opportunitätstheorie | Unternehmer entdecken Gelegenheiten, wenn sie Marktlücke + eigene Fähigkeit erkennen | Schärft den Blick für Unter- oder Fehlversorgung |
Effectuation vs. Causation | Starte mit vorhandenen Mitteln & Partnerschaften (Effectuation) statt mit fixen Ziel (Causation) | Ermutigt klein anzufangen und Ideen unterwegs anzupassen |
Jobs-to-be-Done | Menschen „mieten“ Produkte, um bestimmte Aufgaben zu erledigen | Fokussiert auf echte Nutzerprobleme statt auf Features |
Blue Ocean Strategy | Schaffe neue Werträume statt im roten Ozean des Wettbewerbs zu kämpfen | Liefert Werkzeuge zur Differenzierung |
Ressourcen & Kompetenz-Sicht | Wettbewerbsvorteile stammen aus einzigartigen Ressourcen (z.B. Netzwerk, IP, Daten) | Prüft, ob Idee auf etwas beruht, das schwer kopierbar ist. |
In den nächsten Kapiteln gehen wir auf diese Theorien noch genauer ein.
Geschäftsideen entwickeln mit der Opportunitätstheorie
Die Opportunitätstheorie aus der Entrepreneurship-Forschung sagt:
Geschäftsideen entstehen nicht zufällig, sondern durch das Erkennen und Ausschöpfen von unternehmerischen Gelegenheiten.
Entdecke Chancen vs. Geschaffene Chancen
Dabei gibt es zwei Sichtweisen wie solche Gelengenheiten (Opportunities) entstehen:
- Entdecke Chancen (Discovery Theory): z.B. durch neue Technologie, Gesetzesänderungen, oder Lieferengpässe.
Bespiele für entdecke Chancen wären, der Zugang zu neuer Technologie wie Künstlicher Intelligenz, denkt an OpenAI, oder Lieferengpässe bei den Masken & Toilettenpapier während Corona. Wer unternehmerisch „wachsam“ ist, kann diese Chancen erkennen, bevor sie andere sehen.
- Geschaffene Chancen (Creation Theory): Du entwickelst aktiv etwas Neues – etwa ein Geschäftsmodell für einen Trend, der sich gerade erst abzeichnet
Ein Beispiele wäre das Konzept von Airbnb – „bei Privatpersonen übernachten“, das einen komplett neuen Markt neben Hotel, Hostel und den klassischen Ferienwohnungen geschaffen hat.
In der Realität sind viele echte Gründungsideen wahrscheinlich ein Mix aus beidem. Anfangs gibt es ein diffuses Problem oder ein schwaches (Markt-)Signal, das durch Ausprobieren und Weiterentwickeln eine klare Marktchance wird.
Opportunitätstheorie in der Praxis
In der Praxis läuft der Prozess oft so ab:
- Du erkennst ein Problem im Markt (z.B. veraltete Prozesse in einer Branche)
- Du stellst fest: Du wärst in der Lage, das zu lösen.
- Du validierst die Idee – durch Tests, Gespräche, Pilotkunden
Beispiel: Ein Deutscher in Bulgarien erkennt, dass es kein ordentliches Wirtshaus in Weliko Tarnowo gibt (ich habe bisher auf jeden Fall noch keines gefunden). Er erkennt die Opportunität und er hat Know-How und Netzwerk und setzt die Idee um (wenn du das liest und Bock darauf hast, dann unterstützen wir dich gerne). Das ist eine klassische „entdecke Gelegenheit“.
Literatur zu diesem Thema sind i.d.R. wissenschaftliche Primärquellen:
- McMullen, J.S. and Shepherd, D.A., 2006. Entrepreneurial action and the role of uncertainty in the theory of the entrepreneur. Academy of Management review, 31(1), pp.132-152.
- Alvarez, S.A. and Barney, J.B., 2007. Discovery and creation: Alternative theories of entrepreneurial action. Strategic entrepreneurship journal, 1(1‐2), pp.11-26.
- Shane, S., 2003. A general theory of entrepreneurship: The individual-opportunity nexus. In A General theory of entrepreneurship. Edward Elgar Publishing. (Affiliate Link)
Effectuation vs. Causation – zwei Denkstile für Gründer
Ein weiteres nützliches Konzept, wenn du Geschäftsideen entwickeln willst, stammt von der Unternehmerforscherin Sara Sarasvathy. Sie unterscheidet zwei Denkweisen:
Causation – Zielorientiertes Planen
Du startest mit einem klaren Ziel (z.B. Cateringfirma aufmachen) und planst rückwärts: Marktanalyse, Businessplan, Finanzierung, Umsetzung
Typisch für MBA-Schulen und große Konzerne.
Effectuation – Ressourcenbasiertes Handeln
Du fängst mit dem an was du hast: deine Fähigkeiten, dein Netzwerk, dein Wissen. Daraus baust du schrittweise dein Geschäftsmodell.
Typisch für Gründer mit wenig Kapital, hoher Flexibilität und Mut zum Ausprobieren.
Unser Tipp: Kombiniere beides! Starte mit Effectuation – iterativ, schlank, risikobewusst. Wenn du erste Erfolge siehst, kannst du mit Causation weiter professionalisieren.
Literatur zu diesem Thema sind i.d.R. wissenschaftliche Primärquellen:
Sarasvathy, S.D., 2001. Causation and effectuation: Toward a theoretical shift from economic inevitability to entrepreneurial contingency. Academy of management Review, 26(2), pp.243-263.
Geschäftsideen entwickeln mit dem Jobs-To-Be-Done Ansatz
Eine der kundenorientiertesten Methoden, um Geschäftsideen zu entwickeln, ist der Job-to-be-Done Ansatz (JTBD), bekannt durch Clayton Christensen.

Der Gedanke: Menschen kaufen Produkte oder Services nicht wegen deren Eigenschaften, sondern um in ihrem Leben Fortschritt zu machen.
Beispiel: Niemand braucht „eine Bohrmaschine“. Man braucht ein Loch in der Wand. Oder genauer: Man möchte ein Regal anbringen, damit man Ordnung hat, oder sich wohl fühlt.
Jobs-to-be-done in der Praxis
Frage dich also:
- Was versuchen Menschen in meiner Zielgruppe eigentlich zu erreichen?
- Wo hakt es aktuell?
- Womit sind die unzufrieden?
Je besser du die „unsichtbaren“ Jobs erkennst, desto besser kannst du ein Angebot entwickeln, das echten Wert schafft.
Hier findest du ein Video von Clay Christensen aus dem HubSpot Marketing Kanal auf Youtube:
Die Blue Ocean Strategie – Geschäftsideen entwickeln mit neuen Märkten statt Konkurrenzkampf
Eine andere Möglichkeit, Geschäftsideen zu entwickeln, ist die sogenannte Blue Ocean Strategie. Der Ansatz von W. Chan Kim und Renée Mauborgne sagt:
Statt gegen andere zu konkurrieren, schaffe deinen eigenen Markt.

Im „roten Ozean“ kämpfen alle um denselben Kunden. Im „blauen Ozean“ sprichst du eine neue Zielgruppe an, kombinierst Leistungen anders oder eliminierst unnötige Branchenstandards.
Hilfreiche Fragen dazu (ERRC Methode):
- Eliminate: Was kannst du weglassen, was alle anderen tun?
- Reduce: Was kannst du vereinfachen oder kostengünstiger machen?
- Raise: Wo kannst du einen hören Standard setzen?
- Create: Wo kannst du völlig neu denken?
Wir kommen zurück zu Airbnb. Airbnb hat nicht den Hotelmarkt kopiert, sondern eine neue Nische zwischen Privatwohnung und Kurzzeitvermietung geschaffen – für Reisende, die anders übernachten wollen.
Die Ressourcen-und Kompetenz-Sicht: Nutze was dich besonders macht
Viele Gründer machen den Fehler, sich zu sehr auf ihre Schwächen zu konzentrieren: „Ich habe kein Kapital„, „Ich habe keine Erfahrung mit XYZ„. Dabei ist es oft sehr viel effektiver, auf die eigenen Stärken zu setzen. Genau das empfiehlt die Ressourcen und Kompetenzsicht.
Frage dich:
- Wann kann ich besonders gut?
- Welche Erfahrung habe ich, die andere nicht haben?
- Auf welches Netzwerk kann ich zurückgreifen?
- Welche Probleme kann ich lösen, ohne viel Geld in die Hand zu nehmen?
Ziel: Ein Geschäftsmodell aufbauen, das zu dir passt – und schwer kopierbar ist.
Geschäftsideen entwickeln ist ein Prozess – kein Geistesblitz
Die besten Geschäftsideen sind selten ein genialer Einfall unter der Dusche. Sie sind das Ergebnis eines strukturierten Prozesses: Du beobachtest, kombinierst, testest, scheiterst, verbesserst – und am Ende hat du ein Angebot was funktioniert.
Wenn du gründest, vor allem im Ausland wie z.B. in Bulgarien, lohnt sich ein realistischer Blick. Was brauchst du wirklich um loszulegen? Wer sind deine ersten Kunden? Welche Problem kannst vielleicht nur du lösen? Und wie kannst du eventuell auch klein anfangen, ohne dich zu überfordern?
Du willst keine Schritte mehr verpassen?
Melde dich jetzt für unseren kostenlosen Gründungs-Newsletter an und erhalte Tipps, Checklisten und Praxisbeispiele direkt in dein Postfach